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Die Trompe de Chasse ist ein faszinierendes Instrument, das - zumindest für auf notengerechten Vortrag getrimmte deutsche Jagdhornbläser - einen entscheidenden Nachteil hat: der Zugang zum ersehnten typisch französischen Zungenschlag, dem Ton de Vénerie, erschließt sich nur sehr mühevoll.

 

Dieser Ton de Vénerie hat viel Ähnlichkeit mit der Eleganz der französischen Sprache. Unabhängig von der noch legalen Ausübung der Parforcejagd zu Pferd in ausgeprägten Waldgebieten ist es also kein Wunder, dass die wirklichen Könner in Frankreich, den Benelux-Ländern und der Schweiz zu finden sind. Das "Savoir Faire", also das "Gewusst wie", wird in diesen Ländern traditionell exemplarisch gelehrt. Es gibt Trompe-Schulen und Lehrgänge (Stages). Ein Instruktor (Moniteur) weist an und spielt vor, die Schüler spielen solange nach, bis es sitzt. Vertieft wird das Gelernte in Gruppen, die in diesen Ländern regional gut aufgestellt sind und die mit unterschiedlichen Leistungsniveaus kein Problem haben.

 

Auch in Deutschland werden Lehrgänge mit qualifizierten Moniteuren angeboten, und es gibt Trompe-Gruppen. Das Angebot ist aber zeitlich und regional eingeschränkt, und auch die relativ wenigen aktiven deutschen Trompe-Bläser begreifen sich nicht unbedingt als die große Familie, die bereit ist, selbst einem alten Hund noch neue Tricks beizubringen. Zudem sind die Lehrgänge recht kostspielig, was sicher für ein hohes Durchschnittsalter, aber nicht für jugendlichen Nachwuchs sorgt. Die Lehrgänge fördern zwar die soziale Interaktion, Lernfortschritt und -kontrolle sind jedoch nicht notwendigerweise gewährleistet. Glücklich, wer einen qualifizierten Mentor hat, der direkt oder via Tonträger und Ferndiagnose hilft. Mangelnde französische Sprachkenntnisse behindern die Möglichkeiten der Ausbildung in Frankreich, und das Statistische Bundesamt in Wiesbaden führt leider keine Statistik über die vorzeitige Abbrecherrate.

 

Für Deutschland dringend erforderlich ist eine Form kognitiven Lernens, das sowohl Selbststudium, Weiterbildung in kontinuierlich stattfindenden Workshops als auch die gegenseitige Kontrolle auch durch die Workshop-Teilnehmer ermöglicht. Die Trompe-Schüler müssen das Instrument, ihre körperlichen Fähigkeiten und die spezifische Jagdmusik begreifen und aus ihren Fortschritten ihre Motivation ständig erneuern. Neben den rein musikalischen Aspekten muss der Schüler auch in die Lage versetzt werden, Atmung und Muskulatur im eigenständigen Training zu verbessern.

 

Entstanden ist die Idee für diesen Workshop aus den eigenen Vorbereitung des Autors für das Brevet du Sonneur Classé (BSC). Zwar nicht unumstritten ist die Brass Master Class von Malte Burba, die aber dennoch gute Anregungen zur Physiologie und den Zusammenhängen im Körper liefert, ergänzend hierzu auch die DVD "Das Blasinstrumentenspiel: Psychologische Vorgänge und Einblicke ins Körperinnere" des Helbling-Verlages. Zum Thema Physik ist das Internet eine reiche Fundgrube. Referenz für den musikalischen Teil ist Hubert Heinrichs CD "Toute la Vénerie francaise - Intégrale des fanfares de chasse", die meisterhaft geblasen alle klassischen Fanfaren enthält. Obwohl schon recht betagt, war auch die Abhandlung über das Jagdhorn von Jules Cantin richtungsweisend, was die Zuordnung obligatorischer und fakultativer Elemente anbetraf.

 

Es ist definitiv nicht das Ziel dieses Workshops, die FITF zu korrigieren und neue Regeln zu erfinden, sondern durch geeignete Computerprogramme und statistische Analyseverfahren herauszufinden, ob es Konventionen im Vortrag der Fanfaren gibt, die nicht nur zufällig das bilden, was wir Ton de Vénerie nennen. Hierzu wurden die Solos der Melodiestimmen von Hubert Heinrich in das MP3-Format mit doppelter, eineinhalbfacher und tatsächlicher Dauer bei gleicher Tonhöhe konvertiert und bei langsamstem Tempo die Bestandteile jeder Phrase über alle Fanfaren verglichen. Dabei wurden ganz eindeutige Konventionen gefunden und Interpretationen, die bei gleichem Notenbild abwichen. In diesem Fall wurde die Interpretation mit der größten Häufigkeit als empfohlene Konvention gewählt. Die Begriffe Konvention und Regel sind im Folgenden synomym verwendet.

 

Der Workshop fokusiert auf den Ton de Vénerie und schließt die Behandlung des Radouci und des Stopfens aus. Er wendet sich an alle erfahrenen Blechbläser, die für sich mit der erforderlichen Begeisterung die Trompe de Chasse erschließen möchten - insbesondere also die vielen Es-Hornbläser in Deutschland. Für Bläser ohne Notenkenntnisse und reine Anfänger ist der Workshop nicht geeignet. Der Workshop wird digital angeboten. Dies erlaubt gegenüber der gedruckten Form einfache Änderungen, Anpassungen und Ergänzungen. Zugang ist möglich über PC-Browser, Tablet und Smartphone. Damit sind Ausreden über vernachlässigtes Üben nicht mehr haltbar.

 

Vorbehaltlich der Klärung der steuerlichen Abwicklung wird dieser Workshop € 50,- kosten. Eine Registierung ist erforderlich; Freischaltung, Benutzername und Passwort kommen nach Geldeingang. Dies dient nicht der Bereicherung des Autors. Alle Einnahmen werden in einen Fond fließen, um die Trompe-Ausbildung für Jugendliche ohne oder mit nur geringem Einkommen zu einem guten Teil zu subventionieren.

 

Viel Erfolg beim Lernen und vive la trompe

 

Harald Brand